Die sieben besten Einnahmetricks
Hannover, 6. Februar 2013 - In Deutschland nimmt jeder dritte gesetzlich versicherte
Rentner vier oder mehr unterschiedliche rezeptpflichtige Arzneimittel ein. Ältere Patienten
haben jedoch häufig Probleme beim Öffnen der Medikamentenpackung. Oftmals werden
Freunde oder Verwandte um Hilfe gebeten, gleich einen ganzen Vorrat der Arzneimittel
auszupacken. Doch Vorsicht: Manche Tabletten vertragen die Luftfeuchtigkeit nicht oder
sind sehr lichtempfindlich, erklärt die Apothekerkammer Niedersachsen. Bei mehreren
ähnlich aussehenden Tabletten besteht nach dem Ausblistern Verwechslungsgefahr.
Deshalb sollten die Arzneimittel in Dosierboxen gegeben werden, wenn sie nach dem
Auspacken nicht sofort eingenommen werden. Wer aufgrund von kraftlosen Händen oder
schmerzenden Fingerspitzen die Tabletten nicht aus der Verpackung nehmen oder ein
Fläschchen nicht öffnen kann, sollte dies dem Apotheker mitteilen. Dieser kann Hilfsmittel
anbieten, die es Patienten vereinfachen, ihre Arzneimittel einzunehmen. Und auch bei
Schluckproblemen kann der Apotheker den Patienten zahlreiche Tipps geben. Die
Apothekerkammer Niedersachsen nennt im Folgenden sieben Tricks gegen die häufigsten
Einnahmeprobleme:
1. Die Tablette ist zu groß
Niemals sollten Tabletten einfach geteilt werden. Eine Einkerbung auf der Tablette kann eine
sogenannte Schmuckrille sein. Wird eine nicht-teilbare Tablette geteilt, verändert sich die
Freisetzung des Wirkstoffes, was zu mehr Nebenwirkungen, Wirkungsverlust oder auch zu
Überdosierungen führen kann. Hier weiß der Apotheker Rat. Er kann mithilfe seiner
Datenbank erkennen, ob eine Tablette teilbar ist oder nicht und auch prüfen, ob kleinere
Tabletten zur Verfügung stehen.
2. Kapseln und Tabletten bleiben „im Halse stecken"
Kapseln und Tabletten sind in ihrer Beschaffenheit sehr unterschiedlich. Die Einnahme
variiert daher auch. Eine Kapsel sollte man in den Mund nehmen, einen Schluck
Leitungswasser dazu, den Kopf nach vorne neigen und vorsichtig schlucken. Bei einer
Tablette ist die Vorgehensweise eine andere: Man nimmt einen Schluck Wasser und neigt
den Kopf langsam nach hinten. Die Tablette sollte dabei nicht auf die Zunge gelegt werden.
Die häufig praktizierte ruckartige Bewegung mit dem Kopf nach hinten ist ebenfalls nicht zu
empfehlen. Feste Arzneiformen mit einem breiigen Lebensmittel einzunehmen, kann bei
Schluckproblemen hilfreich sein. Apfelmus eignet sich besser als Joghurt oder Quark, da
Milchprodukte die Wirkung der Arzneistoffe beeinflussen können. Helfen auch diese Tricks
nicht weiter, muss mit dem Arzt oder Apotheker besprochen werden, ob sich auch
Alternativen wie Tropfen, Brausetabletten oder ein Arzneisaft anbieten.
3. Das Arzneimittel löst sich bereits in der Speiseröhre auf
Arzneimittel, insbesondere feste Formen, sollten nicht im liegen eingenommen werden.
Auch wenn es im Krankheitsfall schwerfällt, ist es besser, sich aufzurichten und das
Medikament im Sitzen einzunehmen. Bei manchen Arzneimitteln ist es sogar zwingend
notwendig, dass sie im Stehen eingenommen werden, zum Beispiel bei dem Wirkstoff
Alendronsäure gegen Osteoporose. Nach der Einnahme mit reichlich Flüssigkeit sollte mannoch einen Augenblick aufrecht bleiben, damit das Medikament auch sicher den Magen
erreicht und nicht auf halbem Wege in der Speiseröhre verbleibt.
4. Das Arzneimittel schmeckt unangenehm
Optimale Flüssigkeit zur Einnahme von Medikamenten ist Leitungswasser. Tee, Kaffee,
Milch und kohlensäurehaltige Getränke können im Einzelfall Wechselwirkungen mit
Arzneimitteln eingehen, die eine ausreichende Wirksamkeit gefährden. Bei sehr schlechtem
Geschmack sollten Patienten besonders viel Wasser nachtrinken. Sind Tropfen zu bitter,
können diese mit etwas Zucker gesüßt werden. Doch das ist nicht immer sinnvoll. Manchmal
sind Bitterstoffe ein Teil der Therapie, sie beeinflussen zum Beispiel die Verdauung. Wer
etwas gegen den bitteren Geschmack tun möchte, sollte nach der Einnahme etwas
Angenehmes zu sich nehmen.
5. Mehrere Arzneimittel sind einzunehmen
Einnahmeprobleme ergeben sich oft auch aus der Vielzahl der zeitgleich eingenommenen
Tabletten und Kapseln. Daher sollte unbedingt auch jede Tablette oder Kapsel einzeln
geschluckt werden. So ist auch die ausreichende Menge Flüssigkeit gesichert, die die
Tabletten für ihre Wirksamkeit benötigen. Vielfach dürfen Arzneimittel auch nicht zeitgleich
eingenommen werden. Die Beachtung der Hinweise, ob ein Arzneimittel vor oder nach dem
Essen einzunehmen ist, verbessert oft nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die
Verträglichkeit.
6. Kautabletten und Lutschpastillen kleben an den „Dritten"
Hochdosierte Mineralstoffe werden häufig in Form von Kautabletten angeboten. Sie sind
zuweilen recht hart und lassen sich schwer kauen, zudem kleben sie manchmal recht
hartnäckig an der Zahnprothese. Hier kann die Auswahl anderer Arzneiformen Hilfe bringen.
Bei Lutschpastillen kann durch gezielte Produktauswahl und die richtige Technik" unangenehmes Kleben umgangen werden.
7. Arzneimittel reizt die Schleimhäute
Alkoholhaltige Tropfen reizen die Mundschleimhaut. Hier kann häufig durch Verdünnung mit
Wasser oder Einnahme mit Zucker oder auf Brot abgeholfen werden, im Einzelfall gibt der
Apotheker dazu gerne Auskunft. Auch die Anwendung von Sprays oder Pulverinhalatoren
gegen Atemwegserkrankungen kann Reizungen im Rachen verursachen. Nach jeder
L Anwendung etwas zu trinken spült Wirkstoffreste von der Schleimhaut ab und hilft
Nebenwirkungen wie zum Beispiel Mundsoor zu vermeiden.